Donnerstag, 7. Dezember 2017

Ein Schwein im Schnee


Heute möchte ich euch neben meinem neuen Wintermantel unser großes Minischweinchen vorstellen. Gleich vorweg: Seinen Namen "Schnitzel" hat er nicht uns zu verdanken. Das war die glorreiche Idee seiner Vorbesitzer. Seine Babyzeit war nicht so sehr schön. Er ist mit knappen sehcs Wochen viel früh von der Sau weggeholt worden, als Valentinsgeschenk für ein 14 jähriges Mädchen. Was daraus geworden ist, können wir uns ja alle ganz einfach denken. Tiere die Tapete mampfen und sich überall an allen Ecken schubbern, sind nicht das, was man sich unter "niedlich" vorstellt. Also wurde der arme kleine Kerl ganz schnell wieder abgegeben. Ein Bauer hier bei uns hat ihn aufgenommen, wie er das mit vielen anderen Tieren vorher schon gemacht hat. Leider interessieren ihn die Tiere nicht. So kam es, dass mein Freund, der dort auf dem Hof einen Proberaum hat, eines Tages von einer Freundin angesprochen und gefragt wurde, ob er schon Schnitzel kennen würde. Also wurde eine Besichtigung vorgenommen und es bot sich ein furchtbares Bild. Da war ein völlig veränstigtes Ferkel in einem stinkenden und verschimmelten Stall ohne Wasser und nur mit schimmeligen Brot. Nach einer Nacht Schlaf darüber, durfte er hier einziehen. Mich gab es in diesem Haushalt noch nicht. Dass so ein Schwein bis zu fünf Jahren wächst, war allerdings nicht bekannt und dass Tea-Cup-Schweine nur ein Mythos sind, auch. Ich habe ihn vor drei Jahren kennen gelernt und wir hatten so unsere Startschwierigkeiten. Er mochte sich nicht gerne von mir anfassen lassen, er hat mich durch den Garten gejagt und überhaupt waren wir uns ziemlich skeptisch gegenüber. Noch dazu kam, dass ich ihn aus dem Familienbett vertrieben habe. Aber darüber ist unterdessen Gras gewachsen. Wir kuscheln, was das Zeug hält.
 Was der große Kleine nicht ablegen konnte, ist seine große Abneigung vor Wasser. Wasser ist für ihn nur zum Trinken da und für nichts anderes. So ist er ein komplett untypisches Schwein und geht um eine angebotene Suhle in einem großen Bogen. Regnet es, geht er nur im allergroßten Notfall raus. 
 Ihr müsst wissen, dass Schweine unglaublich reinliche Tiere sind. Niemals würden sie ihr Geschäft dort erledigen wo sie essen oder schlafen. Seit ich Schnitzel kenne, ist ihm nur einmal ein Malheur passiert, aber da war er auch krank. Ansonsten geht er immer in den Garten. Wenn es hart auf hart kommt, begleiten wir ihn auch mit dem Schirm... Jetzt wo es kalt ist, ist er die meiste Zeit drin auf seinem Deckenhaufen. 
Deswegen war ich letzten Sonntag, als es geschneit hat und ich meinen Mantel endlich fotografieren wollte, so verwundert, dass er uns hinterhergetapert ist. Da haben wir gleich mal ein Foto zusammen gemacht, bevor es laut protestierend wieder rein ging...
 Jetzt zu dem Mantel. Ich wollte mir in diesem Jahr unbedingt einen wetterfesten Wintermantel nähen. Dafür hatte ich diesen braun-melierten Softshell schon im Frühjahr auf dem Stoffmarkt erstanden. Im Herbst kam dann ein wunderschöner kaminrot-gemusterter Futterstoff dazu.
 Zwischen den zwei Lagen befindet sich noch eine Schicht Fleece. Ich wollte auch wirklich sicher gehen, dass er ausreichend warm ist. Da ich den Mantel schonmal für meine Schwester genäht hatte, wusste ich ungefähr, was auf mich zukommt. Für meine Jacke habe ich allerdings ein paar Ergänzungen eingebaut.

 So hab ich ein Gummiband mit Kordelstopper in die Mütze eingenäht. Die Mütze sitzt zwar auch so ganz gut, aber sollte es mal windig sein oder stark regnen, so kann ich mir die Mütze dann noch etwas fester zurren. Dann habe ich, da ich keinen regen-und winddichten Reißverschluss genommen habe (da wollte es nichts ppassendes geben) noch einen Schutz hinter genäht, was ich auch gleichzeitig als Kinnschutz weitergeführt habe - bei dem hohen Mützenabschluss sehr praktisch).
 Mein verdecktes Bündchen ist etwas missglückt, das werde ich in ruhigeren, freien Zeiten noch einmal nacharbeiten. Aber es verrichtet seinen Dienst, nur die Optik passt mir noch nicht wirklich.
Abgesetzt habe ich die Passe und den Tascheneingriff mit Reflektorpaspel. In der dunklen Jahreszeit wohl immer mal ganz gut, gerade weil die Jacke auch nicht gerade sehr farbenfroh ist. 
Stolz bin ich auch auf die sauberen Abschlüsse, die ich an Mütze und unten am Jackenrand eingebaut habe. Da ist das Futter einfach kürzer, dafür aber noch Softshell gegen genäht.
Auch stolz bin ich auf die Ausdauer, die ich ausnahmsweise mal an den Tag gelegt habe und sowohl bei der Außenjacke, als auch bei dem Futter alle Nähte noch einmal abgesteppt habe, so dass sie schön flach liegen. Das macht doch einiges aus. Normalerweise bin ich ja eher die Sorte Näherin "Komm, ich will fertig werden und habe keine Geduld mehr". Dieses mal habe ich mich selbst gebremst...
 Mein Fazit für dieses Nähprojekt: Der Aufwand lohnt sich. Ich habe nun eine wetterfeste, warme Winterjacke. Sie sieht elegant sportlich aus und ist durch die Mantellänge genau das richtige für den Winter. Die Anleitung ist gut zu verstehen und die Angaben passen alle.
 Auch hat sie genügend Bewegungsfreiheit für Schneeengel (wichtiges Kriterium im Winter).
Ich freue mich, einmal für mich sowas aufwändiges gemacht zu haben, normalerweise mache ich das immer nur für andere. Diesmal war ich dran - little bit of selfcare... Und es ist ein tolles Gefühl, ein Unikat zu tragen. Sie ist zwar schlicht, aber durch den besonderen Futterstoff doch einzigartig. Der Winter kann kommen, mit Schnee und Kälte. Das Schweinchen bekommt demnächst auch noch ein Cape, damit er nicht friert.
Und da heute Donnerstag ist, darf ich damit auch zum rums.


Schnitt: Lady Shiva von Mialuna
Stoff: Stoffmarkt
Fotos: Mein Mann

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